Gefahrgut-Helfer für Android-Handys

Ich erinnere mich noch, dass wir 1997 bei meinem Feuerwehr-Grundlehrgang einen kleinen DIN A6-Merkzettel bekamen, auf dem Gefahrgutkennzeichnungen und Gefahrgutnummern abgedruckt waren. Diese kleine Taschenkarte sollte helfen, bei einem Unfall mit Gefahrgutbeteiligung die Gefahren schneller zu identifizieren. Einige Zeit später lernte ich Nachschlagewerke wie den Hommel und die ERI-Cards kennen. Im Gegensatz zu dem kleinen Merkzettel hatten diese den Vorteil, das damit auch Stoffe Identifiziert werden konnten und sogar Hinweise über Gefahren und den Umgang mit den Gefahrstoffen enthalten waren. Allerdings waren und sind diese Werke zum einen recht groß und daher wenig für den mobilen Einsatz geeignet, zum anderen auch teils recht teuer.

Mit zunehmender Verbreitung der EDV-Technik auch im Feuerwehreinsatz wurden Gefahrgut-Informationen auch als Software angeboten. Am Beispiel des Hommel Interaktiv wird aber deutlich, dass diese Programme dann, zusammen mit der nötigen Hardware, etwa einem Toughbook, eine noch größere Investiotion bedeuteten. Bei vielen Feuerwehren blieb es daher bei günstigen Nachschlagewerken in Papierform oder, noch einfacher, bei der Nachfrage bei der Leitstelle oder der Giftinformationszentrale.

Im Zeitalter des mobilen Internet wird die Sache nun deutlich einfacher. Kompakte Nachschlagewerke für die erste Information gibt es nun auch, teilweise kostenlos, für die verschiedenen Smartphones in den jeweiligen App-Stores. Ich bin beispielsweise auf den Gefahrgut-Helfer von Knorre im Android-Market gestoßen. Die App beinhaltet neben Übersichten über die Gefahrgutklassen und Gefahrennummern nach ADR auch alle Stoffe mit ihrer Stoffnummer und den zugehörigen Infmormationen der ERI-Cards, die Informationen über die Gefahren und die ersten Maßnahmen in standardisierter Form geben. Seit der aktuellen Version 1.0.2 vom 27. März ist auch eine Suche nach dem Stoffnamen möglich. Die Bedienung ist dabei denkbar einfach:

Klickt man sich in den Menüpunkt „Gefahrgutsuche“ hat man lediglich ein Eingabefeld zur Verfügung, indem man entweder die Stoffnummer oder den Namen des Gefahrgutes eintragen kann. Die Suchfunktion verfügt dabei über eine Autovervollständigung, die den Benutzer automatisch immer näher an das gesuchten Transportgut führen. Hat man ein Gefahrgut ausgewählt landet man auf einem Übersichtsbildschirm, der zunächst die Warntafel mit Gefahren- und Stoffnummer, den Volltext der Gefahrennummer, die Gefahrgutklasse sowie die Nummer der zugehörigen ERI-Card anzeigt. Beim Klick auf die ERI-Card-Nummer kommt man in ein ERI-Card-Menü, welches die Kathegorien dieser Karten als ausklappbare Menüs anzeigt. Man kann sich also, ohne langes Blättern, schnell zu den gesuchten Informationen durchklicken.

Die nächsten drei Menüpunkte im Hauptmenü erinnern mich wieder an die eingangs erwähnte DIN A6-Taschenkarte. Man erhält eine Übersicht über die Gefahrgutklassen, deren Inhalt man bei einem Klick auf die jeweilige Nummer umfassen dargestellt bekommt. Dabei werden auch die zugehörigen Gefahrenzettel dargestellt. Diese sind jedoch nicht ganz vollständig, so fehlen beispielsweise bei der Gefahrgutklasse 2 die Darstellungen für nicht brennbare und giftige Gase. Auch bei der Klasse 7, den radioaktiven Stoffen, ist wohl mangels Unterteilung der Klasse auf die Darstellung der verschiedenen Gefahrenzettel (7A bis 7E) verzichtet worden.

Es folgt als separater Menüpunkt die Darstellung der einzelnen Gefahrennummern. Ein idealer Spicker für die nächste Prüfung, denn sowas wird ja gerne mal abgefragt. Für die Praxis wohl etwas einschlägiger wäre wohl der nächste und letzte Menüpunkt im Hauptmenü, die Gefahrennummern-Liste. Diese stellt alle möglichen nach ADR vorkommenden Kombinationen der Gefahrennummern auf orangen Warntafeln dar. Das kann helfen, da diese Kombinationen aus bis zu vier Buchstaben und Ziffern ja nicht immer aus gleich aus dem zusammensetzen der ggf. auswendig gelernten einzelnen Gefahrrennummern aufzulösen sind.

Wer interaktive Einstellmöglichkeiten, Farbauswahlen und sonstige App-typische Merkmale mag ist hier eindeutig fehl am Platz. Die Applikation ist simpel aufgebaut und man muss hier nichts einstellen. Einfach installieren und loslegen! Das ganze funktioniert auch offline, so dass man nicht vom Vorhandensein mobiler Datennetze abhängig ist.

Mein Fazit: Die Fünf-Sterne-Wertung im Android-Market, auch nach 61 Wertungen, ist gerechtfertig. Ob das nun jeder Feuerwehrler auf seinem Handy wirklich braucht, darüber kann man sicher streiten. Meiner Erfahrung nach nutzt ein solches, überall verfügbares Programm aber den natürlichen Spieltrieb aus, um sich mit dem Thema Gefahrgut immer mal wieder zu beschäftigen. Warum auch nicht mal einfach auf der Autobahn nachschauen, was der Transporter vor einem da so geladen hat, oder bei einem Stoff, den man von der Arbeit kennt, mal die ERI-Card nachschlagen?